#2 Eine Geschichte in Falten – Leporellos, Akkordeon- und Faltbücher

20.04.2023

Ein Leporello ist einfach herzustellen und kurz gesagt ein Papierstreifen mit viel Potenzial. Vom Format steht es zwischen dem Buch (Kodex) und der antiken Schriftrolle (Volumen) bzw. dem mittelalterlichen Rotulus. Es lässt sich sowohl vollständig entfalten als auch ausschnitthaft betrachten – was es gerade hinsichtlich der künstlerischen Möglichkeiten, Inhalte darzulegen und zu kommunizieren zu einem spannenden Medium macht.

Als historische Buchform findet sich das Leporello auch in anderen Kulturen: es gibt südamerikanische Faltbücher und auch im asiatischen Kulturraum hat diese Darstellungsform eine lange Tradition. Hier ist beispielsweise das beeindruckende Akkordeon-Buch der Batak-Priester aus dem nördlichen Sumatra zu sehen, das vollständig entfaltet 17 Meter lang ist.

Auf langen Papierbahnen wurden auch die Lieb- und Leidenschaften von Don Giovanni in Mozarts Oper von 1787 dokumentiert. Der emsig schreibende Diener Leporello gilt als Namenspate für diese besondere Buchform im deutschsprachigen Raum – gefaltete Bücher sind aber auch in Europa schon seit dem Mittelalter bekannt.

Wer zeitgenössische Leporellos mit dem Fokus auf künstlerische Gestaltung anschauen möchte, wird auf dem Blog von Stephen Perkins fündig. Unter Accordion Publications hat er eine Vielzahl von Faltbüchern zusammengetragen.

Auch bei Pinterest finden sich unter den Suchbegriffen Concertina, Accordeon Book und Leporello viele künstlerisch umgesetzte Varianten.

Wer tiefer in das Thema einsteigen mag, wird in der online einzusehenden Publikation „Die Geschichte(n) gefalteter Bücher“, herausgegeben von Christoph Benjamin Schulz (2019) fündig die ich zugleich als Quelle für mein neugewonnenes zusätzliches Wissen über Leporellos an dieser Stelle nennen möchte.

Und was begeistert mich daran, Leporellos zu schaffen? Es ist wohl das ungewöhnliche Format, was mich besonders anspricht. Die Papierstreifen bieten immer wieder neue Perspektiven und stehen zudem eigenständig dekorativ auf Schreibtisch und Regal. Jeder durch Knicke definierte Ausschnitt ist eine eigene kleine Welt, ein eigenes Bild. Manche beginnen ihr Dasein als Verschnitt von größeren Bildern – mit ein paar Symbolen, Farben und Pinselstrichen werden sie so vom Abfall zum Ausstellungsstück.

#1 Kleinkunst auf Samenständen

17.04.2023

Lunaria mal anders: hier habe ich die Samenstände des Silberblatts zu meiner Leinwand gemacht und darauf Miniatur-Collagen gestaltet. Es war eine Herausforderung, auf diesen hauchdünnen Samen zu malen, aber das Ergebnis ist dadurch ganz besonders geworden. Ich habe dabei ganz verschiedene Materialien wie Papierschnipseln, Acryl und Aquarellfarben verwendet, um diese winzigen Kunstwerke zu gestalten. Das Schöne an ihnen ist, dass sie so zerbrechlich sind – es erfordert eine ruhige Hand und viel Geduld, um diese Miniatur-Collagen zu erstellen.

Als ich das erste Mal diese Samenstände betrachtete, faszinierten mich ihre Formen und Texturen. Ich wollte sie auf eine Weise nutzen, die ihre Schönheit betont und etwas Einzigartiges schafft. Jedes Mal, wenn ich eine neue Collage erstelle, erinnert es mich daran, dass es sich lohnt, über den Rand zu malen und neue Wege zu gehen.